Inthronisation in Ellingen

ELLINGEN – In Ellingen gehen die Uhren ab sofort anders, nämlich elf Minuten und elf Sekunden vor. Mit diesem Punkt ihres Regierungsprogramms wollen Verena I. und Tobias II. Ellingen „zum Vorreiter in ganz Europa“ machen und vor allen Dingen wollen sie erreichen, dass Stadtpfarrer Dr. Thomas Stübinger endlich pünktlich zu Terminen kommt. Denn selbst bei der Trauung der beiden Monarchen kam „der schwarze Tornado“ zu spät. Seit Samstagabend haben die beiden Regenten der Karnevalsgesellschaft in Ellingen das Sagen. Bürgermeister Walter Hasl sieht für die beiden eine große Chance: Sie könnten die Zeit für einen Rathaus-Crashkurs nutzen, schließlich ist der Posten in ihrem Wohnort Pleinfeld nun neu zu vergeben.

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Der Öllinger Fasching ist angebrochen. Die Karnevalsgesellschaft hat bei der Inthronisation erstmals ihr komplettes Programm für die Session 2019 gezeigt. Drei Bälle gibt es in dieser Session, nachdem die Stadthalle in Gunzenhausen noch immer saniert wird. Drei Bälle mit insgesamt knapp 1000 Sitzplätzen. Innerhalb von nur fünf Tagen waren sie weg. Keiner der zugeschlagen hat, dürfte das bereuen. Denn die Show ist von Anfang bis Ende erstklassig.

Aushängeschild der KaGe ist seit vielen Jahren der Schautanz. Diesmal hatten sich Katharina Schneider und Siggi Stöbich jun. (der auch als Präsident zum sechsten Mal souverän durch das Programm führte) mit ihren Tänzern des Musicals „Aida“ angenommen. Wer eine Variation von „Der Prinz von Ägypten“ von 2017 erwartet hatte, lag völlig falsch. Spritzig und wild jagte die Gruppe in kraftvollen Choreographien durch die Lieder aus der Feder von Elton John und verdrehte auch das Ende geschickt. Siggi Stöbich: „Im Musical sterben die alle. Das haben wir weggelassen. Das ist nicht so faschingslike.“ Die Verantwortung für die unzähligen Kostüme lag in den Händen von Mandy Kagerer und Jürgen „Öli“ Ellinger hat einmal mehr sein Talent als Kulissenbauer bewiesen.

Außergewöhnlich stark ist in diesem Jahr die Ellinger Bütt. Die litt in der Vergangenheit gern ein wenig darunter, dass die Pointen nicht voll zündeten, weil das Timing beim Vortrag nicht optimal war. Diesmal funktionierte das hervorragend. Andreas Heller als Fitnesstrainer und Alexander Gun als einem, dem über die Feiertage „die Linie aweng abhanden gekommen ist“, witzelten sich durch fränkische Gepflogenheiten zu Weihnachten („Dessert is etz ned so meins. Ich hab halt den Schoklad aus die Adventskalender vo meine Kinder leergfressn“) und durch die verschiedenen Jubiläen, die Ellingen 2018 prägten. Dabei nahmen sie die KaGe selbst nicht aus, die die Jubiläumsveranstaltung zum 55-jährigen Bestehen in der Brombachhalle feierte. Bei einer „Bulln-Hitzn“. Gun: „Mit Sommerveranstaltungen kenner mir uns halt ned so aus. Mir feiern ja sonst immer im Winter.“ Und auch die neue Route des Faschingszuges diente als Basis für einige Gags. Fazit: Viel Schenkelklopferhumor, der wirklich zündete.

Das sechsstündige Programm begann schon extrem fetzig. Siggi Stöbich und eine Gruppe Tänzerinnen legten los und nach und nach füllte sich die Bühne mit dem Hofstaat. Nicht nur Verena I. und Tobias II. durften sich gegensätzlich vorstellen, sondern auch das Kinderprinzenpaar Anna-Lena I. und Bruno I.

Den wilden Start ins Tanzprogramm bestritt der Jugendschautanz mit dem „High School Musical“. Adrian Mehrer in der Hauptrolle lieferte eine starke Performance. Ihm zur Seite stand Denise Pauckner als das hübsche Mädchen seiner Träume. Madlen und Corinna Seibold hatten die Jugendlichen trainiert, Bernhard Magg hatte die Solo-Parts einstudiert und um die Kostüme kümmerten sich Katharina Magg, Jessica Morgott und Claudia Stretz.

In der Kindergarde (Leitung: Andrea Fischer, Nicole Angerstein und Katharina Krach) gab es wieder et-liche neue Gesichter zu entdecken. Der „Irish Medley“ der „Mini-Zicken“ (Siggi Stöbich) bestach durch eine kraftvolle Dynamik. Energiegeladen war auch die Prinzengarde, die sich durch modernisierte Mozart-Melodien tanzte (Leitung Julia Böhm und Amelie Bethke, Kostüme: Alexandra Hausner und Michelle Köberl) und mit einer knalligen Rap-Zugabe überraschte.

Tanzmariechen-Quartett

Hatte die KaGe in der Vergangenheit mal ein oder auch mal zwei Tanzmariechen auf der Bühne, war es diesmal gleich ein Quartett. Hannah Lutz, Xenia Attmannspacher, Antonia Lastinger und Laura Mehrer boten zu Songs von Pur (in Sachen Beat ordentlich nach oben geschraubt, versteht sich) eine ungebremste Tanzshow, bei der dem Zuschauer der Mund vor Staunen immer wieder offen blieb.

Die Elferratsfrauen (Trainerinnen: Claudia Heller und Katja Mehrer, Kostüme: Katharina Magg, Perücken: Uschi Dormeyer) rockten sich in knalligen Kostümen und in einer wuchtigen Show im wahrsten Sinn des Wortes durch die Geschichte der Rockmusik. Von „I love Rock n’ Roll“ bis zu „We will rock you“ war alles dabei.

Die Elferräte hatten eine ähnliche Idee für das Programm im Jahr 56 der KaGe-Geschichte: „Evolution of Dance“ hat „die schwerste Gruppe, die wir zu bieten haben“ (Siggi Stöbich) ihre diesjährige Nummer überschrieben. Mal elegant bei „Puttin’ on the Ritz“, mal mysteriös bei „Beat it“, mal voll synchron bei „Gangnam Style“ und mal einfach nur gut gelaunt bei „Shut up and dance with me“ – ein höchst unterhaltsamer Ritt durch Tanzstile, den die Trainerinnen Sandra Kersting und Mirjam Hartmann mit den Männern einstudiert hatten. Um die Kostüme hatten sich Katharina Magg und Margit Wild gekümmert.

Den Schlusspunkt setzte eine schöne Nummer, bei der Vertreter der einzelnen Gruppen zu „Abenteuerland“ von Pur zu mehr Fantasie und weniger Verstand aufriefen und sich die Bühne nach und nach mit allen Aktiven füllte. Sehr gelungen. Als letzte Nummer des Abends durfte schließlich Siggi Stöbich in bewährter Manier schließlich noch sein emotionales „Fasching ist unser Leben“ anstimmen. 

Quelle: Robert Maurer – Weißenburger Tagblatt

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