ELLINGEN – Der Inthronisationsball der KaGe Ellingen ist ein Selbstläufer: Wer Fasching mag, für den ist der Ball Pflichttermin. Neben der örtlichen Geistlichkeit war heuer erstmalig das fürstliche Ehepaar Katalin und Carl Christian von Wrede auf dem Ball vertreten
Auch die Adligen waren von dem Showprogramm absolut begeistert, das mit dem Einzug der Bordbesatzung des Fluges KG 1963 unter Leitung von Kapitän Siggi Stöbich begann. Pünktlich um 19.11 Uhr hob die Maschine ab und steuerte in Zielrichtung Stimmungshoch, das gut fünf Stunden später endgültig erreicht wurde.
Wer nicht aus Ellingen kommt und den Karneval nicht von Kindesbeinen mitbekommen hat, der mag sich manchmal verwundert die Augen reiben, wenn er sonst seriöse Geschäftsmänner oder Feuerwehrkommandanten in abenteuerlichen Kostümen, Lack und Leder über die Bühne tollen sieht. In der Deutschordensstadt ist das dagegen spätestens seit dem Jahre 1963 normal. Turbulente Programme hat es seitdem schon oft gegeben, das diesjährige ist vermutlich eines der besten gewesen.
Bier mit Spezi verwechselt
Auch wenn die KaGe Ellingen nicht das Großstadtflair von New York brauche, wie Siggi Stöbich junior in seinem Eröffnungslied sang. Vielmehr ist es die Mischung aus Lokalkolorit und dennoch perfekter Akrobatik und Schautanz, die jedes Jahr aufs Neue ein treues Stammpublikum begeistert, zu dem natürlich qua Amt auch immer der amtierende Bürgermeister gehört. Walter Hasl samt Gattin schaute dem bunten Treiben seiner Öllinger gerne zu und übergab ans Prinzenpaar Claudia I. und Andreas I. später den Goldenen Rathausschlüssel.
Weil der Fasching heuer nur fünf Wochen dauert, habe auch er als echter Rathauschef nur einen kurzen Urlaub. Hasl wäre nicht Hasl, hätte er nicht ein paar Anekdoten dabeigehabt. Wie zum Beispiel die vom Heimatfest in Stopfenheim, an dem Hochwürden Dr. Thomas Stübinger („Der schwarze Tornado“, Siggi Stöbich) versehentlich aus Hasls Bier getrunken haben soll, weil er dachte, dass es Spezi sei.
In ihrem Regierungsprogramm verkündeten Claudia I. und Andi I. (Heller), was das Fußvolk unter ihrer Herrschaft so alles erwartet. So wird Bürgermeister Hasl ins Kurzzeitpflege im örtlichen Seniorenheim geschickt, und das Rathaus bleibt komplett geschlossen. Das Altstadtfest findet ab sofort in der Hinteren Gasse statt, weil diese die älteste, schönste und kuscheligste Straße Ellingens ist. Der Brunnen im Regierungsviertel wird kurzerhand zum Freibad umfunktioniert und der Schlosspark wird mit einem Lustwandelweg erschlossen. Zudem soll der
historische Brunnen während ihrer Amtszeit mit „Weltmeisterdunkel-Jubiläumsbowle“ gefüllt werden. Getreu dem Motto: „kurze Wege – langer Genuss“.
Das Kinderprinzenpaar Antonia I. und Tim II. verriet, dass sie gerne singen, tanzen und lachen und auch anderen gerne viel Freude machen. Danach sorgten die drei Ihrke-Kinder Luisa, Luca und Nehle mit ihrer Bütt unter dem Motto „Rumpelstilzchen“ für Kurzweil.
Mit Smartphone und elektrischem Miniscooter ausgestattet bestanden sie ihre Abenteuer im Märchenwald, in dem sie nicht nur Rumpelstilzchen begegnen, sondern auch in Wer-wird-Millionär-Manier einen Einstellungstest absolvieren müssen, der Fragen wie diese bereithält: „Wie nennt man ein verärgertes Gummibärchen? – Haribös! Wie nennt man einen französischen Hund? – La Bello! Wie sagt man zu einem ausgehungerten Frosch? – Mager-Quak!“ Die Kinderbütt gipfelte in der fulminanten Thermomix-Vertreter-Winnie-Touch-Persiflage, in der es unter anderem heißt: „You can call the Operator for the Thermomix-Vertreter, kocht a jeder Bleeder Saure Zipferle mit Kneedla!“
In die Bütt stiegen heuer erstmalig Mirjam Hartmann und Tanja „Nuss“ Stöbich, die ihre Feuertaufe mit Bravour bestanden und durchblicken ließen, wie eine Ausgabe der legendären Faschingszeitung „Brennessel“ entsteht.
Unbeschreibliches Programm
Das Showprogramm selbst kam ohne große Worte aus und war unbeschreiblich. Angefangen vom Jugendschautanz zum Thema „Jahrmarkt“ über die Einlage des Tanzmariechens Antonia Lastinger, den überaus gelungen Auftritt der Frauen mit ihrem Kli-Kla-Klawitterbus, der Kindergarde mit ihrem Auftritt zu „Liedern, die jeder kennt“, die perfekt trainierte Prinzengarde bis hin zum alljährlichen Höhepunkt, dem Schautanz zu „Beauty and the Beast“ (im Duett Siggi Stöbich und Julia Murschel), der nicht nur durch die tollen selbst gefertigten Kostüme, sondern vor allem auch durch die tänzerischen und akrobatischen Leistungen begeisterte.
Der Auftritt der Elferräte unter dem Motto „Deutschland und seine Bundesländer“ wirkte wie das I-Tüpfelchen für einen perfekten Abend, an dem nicht nur viel gelacht, sondern zu den Klängen der Band „K 7“ um Holger Maurer auch noch bis in die frühen Morgenstunden viel getanzt wurde.
Nach der Hymne „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen sang Präsident Siggi Stöbich noch eine auf den Ellinger Karneval umgeschriebene Version von „My Way“, deren letzter Vers den Abend perfekt zusammenfasst: „Wir haben alles gegeben … Fasching ist unser Leben.“ Am Ende gab es viel Lob für eine beachtliche Show, die nach Meinung von Ehrenpräsident Alexander Höhn die beste war, die er jemals gesehen hat.
Trainerinnen Kindergarde: Andrea Stretz, Nicole Angerstein und Carina Krach. Trainerinnen Tanzmariechen: Eva Sand, Andreas Stretz. Kostüme Prinzengarde: Claudia Stretz. Trainerinnen Frauentanz: Petra Ihrke, Christina Weber und Uschi Dormeyer, Kostüme: Kathi Magg. Trainer/-innen Schautanz: Katharina Schneider, Siggi Stöbich jun., Eva Nestmeyer, Andrea Stretz, Siggi Stöbich sen. Trainer-/innen Elferräte: Sandra Kersting, Mirjam Hartmann. Kostüme: Kathi Magg, Tina Schmoll, Margit Wild, Musik: Alexander Gun.
Quelle: Weißenburger Tagblatt: Markus Steiner – Photos: Markus Steiner