ELLINGEN (ste) – Wenn die Ellinger auf etwas stolz sind, dann auf ihren Karneval. Nicht allein deshalb glauben die „Öllinger“, dass die Veranstaltungen der so genannten „Fünften Jahreszeit“ in der Deutschordensstadt schützenswert sind und deshalb zum Kulturerbe gehören.
Genau wie der Limes, der im vergangenen Jahr von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Deshalb prangt auf dem diesjährigen Faschingsorden neben einer Stadtansicht, einem Narren und der roten Brennnessel (das Vereinswappen) auch die Aufschrift „KARNEVAL Öllinger Kulturerbe“.Um den Erhalt desselbigen kümmert sich zuverlässig seit 1963 die KaGe Ellingen, die am vergangenen Samstag pünktlich um 19.11 Uhr mit der Inthronisation des Prinzenpaares Kerstin I. und Stefan II. (Rabus) in die Hochphase des Faschings gestartet ist. Nach genau sechs Stunden endete das fulminante Faschingsspektakel in der Schulturnhalle um 1.11 des nächsten Tages. Zumindest offiziell. Denn die gut 140 Aktiven der KaGe und ihre Gäste ließen es sich natürlich nicht nehmen, auch im Anschluss noch ausgiebig zu feiern. Eines jedenfalls haben die Närrinnen und Narren einmal mehr eindrucksvoll bewiesen: Vom Aussterben ist der Karneval in Ellingen derzeit nicht bedroht. Und das liegt vor allem an der Vereinsführung, dem Hofstaat, den Garden, den Prinzenpaaren und allen, die den Frohsinn mitorganisieren.
Lob vom Vizepräsidenten des FVF
Lob gab es so auch aus berufenem Munde. Werner Kilian, Vizeprädisent des Fastnacht Verbandes Franken (FVF), lobte die KaGeler am Ende: „So eine tolle Inthronisation habe ich selten erlebt!“ Und auch Präsident Alexander Höhn war am Ende voll des Lobes, als die Aufführungen der Schautanzgruppe unter dem Motto „Night-Club 85“ mit Standing Ovations vom Publikum bedacht wurden. „Ihr wart absolut Spitze!“, freute sich Höhn, der in seiner gewohnt eloquenten und humorvollen Art durch den Abend führte. „Ich bin riesig stolz auf euch!“ Und das durfte der Präsident auch sein. Schon der Einmarsch aller Aktiven zur Melodie von Katja Ebsteins Chanson-Klassiker „Theater“ ließ erahnen, dass für die Inthronisation ein äußerst buntes Programm auf die Beine gestellt wurde. Nach der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Jo Ihrke begrüßte das Kinderprinzenpaar die gut 200 Gäste. Bemerkenswert: Franziska I. (Gebhardt) geht noch in den Kindergarten! Leonhard I. (Beckler) geht erst in die erste Klasse. Trotzdem sind die Kleinen schon echte Profis im Öllinger Karneval. Die Kindergarde zeigte mit „Faschingskracher“, dass der Trainerwechsel zu Michaela Wagner reibungslos geklappt hat und das Niveau weiterhin hoch ist. Bei der Schlüsselübergabe hatte Stadtoberhaupt Walter Hasl ein paar pragmatische Tipps für das Prinzenpaar Kerstin I. und Stefan II. Unter anderem den: „Am besten gratuliert man zum Geburtstag gegen 11 Uhr, wenn es Weißwürste gibt oder zur Kaffeezeit oder dann abends zur Brotzeit!“ Und auch zur Benutzung der Rathaustoilette hatte Hasl ein Rezept parat. Die Tollitäten revanchierten sich beim Bürgermeister mit einem „Wie-kann-ich-im-Amt-bleiben-Quiz?“ Prinzessin Kerstin I. meinte trocken: „Jetzt müssen Sie ausnahmsweise mal etwas tun, um im Amt zu bleiben!“ So musste Hasl erraten, wann die Stadt das erste Mal urkundlich erwähnt wurde oder wer das erste Lied der KaGe geschrieben hatte. Von praktischen Bewährungsproben wie Eierlauf oder Männertanz blieb Hasl aufgrund eines erlittenen Bänderrisses verschont und schickte seinen 2. Bürgermeister Helmut Lechner ins Rennen. Nachdem Hasl den ersten Orden des Abends für seine Leistungen aus den Händen des Prinzenpaares erhielt, versprach Stefan II: „Ich werde die Amtsgeschäfte im Hause Hasl weiterführen!“
„Im Nagelstudio“
Nach dem Auftritt der Tanzmariechen Marie und Anna-Lena Schmidt stiegen Biggi Wallinger und Beate Zachmann-Regler in die Bütt. „Im Nagelstudio“ war der Dialog der beiden Lästermäuler übertitelt, der sich lokalen Ereignissen widmete. Frei nach dem Motto: „Frisch genagelt und alle Fingernägel gestylt, bin ich für den KaGe-Ball bereit!“ Die Jugendschautanzgruppe unter Leitung von Sarah Mayer und Siggi Stöbich jun. zeigte ihr Können mit „Die Jugend von heute“. Die Breakdance-Nummer durfte da genauso wenig fehlen wie eine Hommage an Elvis. Perfekt dargestellt von Pascal Müller, der laut Höhn jetzt schon so aussieht „wie Elvis – im Endstadium“. Sehr gut kam beim Publikum auch „Ein himmlisches Vergnügen“ an. Armin Fischer und Stefan Zeiner stiegen erneut als „Wilma und Luise“ in die Bütt und ernteten für ihre Erkenntnis, dass es im Himmel ohnehin nur „lauter alte Weiber“ gibt, Standing Ovations. Auch wenn die beiden natürlich an „Waltraud und Mariechen“ erinnern, ihre Gags schreiben die beiden selbst.
„Sechskampf der Amazonen“
Die Frauenschautanz-Gruppe (Trainerin Renate Hönning, Kostüme Renate Wagner, Perücken und Maske Milena Sand) führten einen „Sechskampf der Amazonen auf“: Skifahren, Fußball, Radfahren, Walking, Formel I und Sumo Ringen. Der Auftritt der Schautanzgruppe unter Leitung von Kathi Magg und Florian Stretz war einmal mehr das Highlihgt der Inthronisation. „Night-Club 85“ bot einen Streifzug durch die Musikwelt der 80er Jahre im Stile des Broadway-Musicals „Fame“. Eine farbenfrohe und temporeiche Aufführung in schillernden Kostümen (Margit Wild, Vroni Kattinger) und passenden Perücken (Milena Sand), die das Publikum mitriss. Die Aufführung des Elferrates unter dem Motto „Südsee-Werbung“ zu Beck’s-, Bacardi- und Tequila-Werbe-Jingles war der heitere Schlusspunkt eines Abends, von dem die Ellinger noch lange reden werden. Wer noch nicht nach Hause gehen wollte, durfte übrigens noch bleiben. Die Band Blitzlicht versorgte die Tanzlustigen weiterhin mit Musik. Und so zeigte sich auch beim diesjährigen Inthronisationball: Ellinger Nächte sind lang!
Quelle: Weißenburger Tagblatt