Weißenburger Tagblatt vom 24.01.2011 (Text und Bilder: Robert Maurer)
Weißenburg – Der Weißenburger Ball der Karnevalsgesellschaft Ellingen war auch diesmal vollends ausverkauft. Die rund 300 Gäste erlebten ein flottes Viereinhalb-Stunden-Programm mit ein bisschen Tarzan, ein bisschen Moulin Rouge, ein bisschen Asien, ein bisschen Macho-Gehabe und ein bisschen Lokalpolitik versetzt mit flotten Einlagen von Kinder- und Prinzengarde, Tanzmariechen und mit Musik der Band „One and Six“.
KaGe-Präsident Alexander Höhn spottete in seiner Begrüßung unter anderem über SPD-Stadtratsfraktionschef Günther Kreißl und CSU-Landtagsabgeordneten Gerhard Wägemann wegen ihres verbalen Schlagabtauschs im Weißenburger Stadtrat in Sachen Limes-Förderung. Wobei Oberbürgermeister Jürgen Schröppel beschwichtigen konnte: „Es ist kein Blut geflossen“. Doch nicht nur Anwesende waren Ziel der Frotzeleien. Neben dem früheren Oberbürgermeister Reinhard Schwirzer waren das der CSU-OB-Kandidat von 2008 Bernhard Amend und der damalige SPD-Landratskandidat Uwe Döbler. Letzterer hatte seinerzeit mit dem „Wugli“, einem lachenden Gesicht auf den Umrissen der Landkreisgrenze, für ein besseres Zusammenwachsen Weißenburg-Gunzenhausens geworben. „Den muss er jetzt umbenennen in ,Altmühlfränkli’“, witzelte Höhn mit Blick auf den neuen Werbenamen der Region. In die Weißenburger Bütt stiegen Ursula Dormeyer, Wolfgang Freyberg, Alexander Gun und Klaus Wagner. In der „Götterdämmerung am Limes“ kam Freyberg in einem aberwitzigen Kostüm als Götterbote Hermes zu den Göttern Thor, Bacchus und Venus und überbrachte ihnen die Bitten der Lokalpolitiker für das Jahr 2011. Die Götter erwiesen sich als weise Ratgeber. So empfahlen sie SPD-Polterer Günter Kreißl angesichts seines rhetorischen Geschicks und seines guten Aussehens, sich als Weißenburger Christkind zu bewerben. Sein Freie-Wähler-Gegenüber Wolfgang Hauber könnte das intellektuelle Niveau seiner Fraktion verdoppeln, indem er Manfred Reithinger und Günther Cayé zuhause lässt. Und CSU-Abgeordneter Gerhard Wägemann könnte Karriere machen, wenn er sich als „Algentöter im Brombachsee“ bewährt. Dafür müsse er nur 7 635 Hektoliter Algentod in den See kippen. Die Menge entspricht übrigens zufälligerweise exakt dem Bierkonsum auf der Weißenburger Kirchweih in den letzten zehn Jahren, stellten die Götter fest. Und die Veröffentlichung dieses bestgehütetsten aller Geheimnisse auf Wikileaks war der eigentliche Grund, weshalb Julian Assange von den Sicherheitsdiensten weltweit gesucht wurde. Schade, dass die Akteure dieses Niveau nicht durchgängig hielten, sondern sich stellenweise in platte Scherze unter der Gürtellinie flohen. Abgesehen von der Bütt war das KaGe-Programm in Weißenburg nahezu identisch mit jenem der Inthronisation vergangene Woche. Das Kinderprinzenpaar Julie I. (Obermaier) und Tom I. (Treiber) hatten mit ihrem Gedicht das närrische Treiben eröffnet. Das Prinzenpaar Manuela I. und Alexander I. (Herzog) schloss sich an und frotzelte über ihr Kennenlernen oder die Sportlichkeit des Partners: „Mei Prinz, der fährt gern Ski. Heil nokumma isser no nie.“ Die Kinderprinzengarde (Trainerinnen: Andrea Stretz und Anna Lene Schmidt) wirbelte zu einem irischen Medley über die Bühne. Dass die Nachwuchstänzerinnen wegen mehrerer Krankheitsfälle kurzfristig umbesetzen hatten müssen, hat keiner der Besucher gemerkt. Gleiches gilt für die eigentliche Prinzengarde (Claudia Hofmann und Marina Hitschfel), die aus diversen Grand-Prix-Titeln eine temporeiche Tanznummer gestaltet hatte. Tanzmariechen Franziska Gebhardt setzte noch eins drauf und bewies mit ihrem wilden Katie-Perry-Ärzte-Medley ihr Ausnahmetalent (Trainerinnen Nadja Großmann, Eva Sand und Regina Berthold). Der Jugendschautanz (Andrea Riedl, Kerstin und Alice Rengert) war zahlenmäßig die größte Gruppe auf der Bühne. Und die Nachwuchstänzer schafften es mit ihrem Zusammenschnitt des „Tarzan“-Musicals einen der absoluten Glanzpunkte des Abends zu setzen. Die unglaublich aufwendigen Kostüme von Lissy Reichart und Renate Wagner sowie die Bühnenausstattung von Siggi Stöbich sen. in Kombination mit der gelungenen Tanzperformance waren eine echte Wucht. Hinter den erwachsenen Schautanzkollegen brauchen sich die jungen KaGe-ler nicht zu verstecken. Dieser hat diesmal das altehrwürdige „Moulin Rouge“ in Paris zum Thema. Rudi Magg und Siggi Stöbich sen. hatten eigens die rote Windmühle in beeindruckender Größe nachgebaut. Katharina Magg, Katharina Schneider und Siggi Stöbich jun. hatten mit den Tänzern die Choreografie erarbeitet. Um die Kostüme haben sich Tina Zwanzger, Vroni Kattinger und Margit Wild gekümmert. Der Frauenschautanz (Ines Gesso) beschäftigt sch in dieser Session mit den Männern und typischem Macho-Gehabe. Ob die Kicker mit „Fußball ist unser Leben“ oder die Mafiosi in den „Heißen Nächten in Palermo“ – alle kriegen ihr Fett ab. Und die Elferräte (Monika Weck und Rebecca Kunzelmann) selbst machen sich heuer über den Asien-Hype lustig und stehen als tolpatschige Chinesen oder als meditierender Buddha auf der Bühne. Ein Riesenaufwand ist für die Verwandlung nötig: Allein das Schminken der Akteure dauert 45 Minuten. Für die Kostüme zeichnet auch hier Margit Wild verantwortlich.