WT – Inthronisation 2005

ELLINGEN (mau) – Das Dumme an Superlativen ist: Einmal verwendet, sind sie nicht mehr steigerbar. Und die Karnevalsgesellschaft Ellingen hat in den vergangenen Jahren viele Superlative für ihre Programme eingefahren.

Dennoch haben sie auch diesmal wieder eines draufgesetzt und für die Inthronisation des neuen Prinzenpaares Britta I. und Uwe I. ein fulminantes Feuerwerk aus Tanz und Humor zusammengestellt. Den Höhepunkt bildete natürlich einmal mehr der atemberaubende Schautanz. Trainerin Michaela Hartmann und ihre Mitstreiter haben ein halbstündiges Potpourri der besten Szenen aus den vergangenen 15 Jahren KaGe-Schautanz zusammengestellt: „A Chorus Line”, „Starlight Express”, „Joseph”, „Tanz der Vampire” – mehr als ein Dutzend Musicals kamen zusammen. Doch war dies deshalb kein bloßes Recycling der alten Ideen, sondern ein äußerst temporeiches und bildgewaltiges Tanzspektakel, das über eine halbe Stunde dauerte. Das Ganze wird es übrigens nicht nur auf den Bällen der KaGe zu sehen geben, sondern auch am Sonntag, 10. Juli, im Bergwaldtheater als Musical-Revue. Mit der tänzerischen Rückschau hat die langjährige Trainerin Michaela Hartmann übrigens auch ihren Tritt zurück ins zweite Glied der Schautanzgruppe inszeniert. Sie will künftig etwas kürzer treten. Die Besucher dankten für den Fleiß und den Schweiß, den die 50 Akteure in den Schautanz der Session 2005 gesteckt hatten, jedenfalls zu Recht mit minutenlangen Standing Ovations. Zugabe gab es dennoch keine – wie übrigens den ganzen Abend nicht. Denn auch so brachte es die Inthronisation von Britta I. und Uwe I. (die im echten Leben bezeichnenderweise Ellinger mit Nachnamen heißen, aber in Oberhochstatt wohnen) auf sechs Stunden Programm. Dieses spielte sich auf der neu angeschafften Bühne ab, die gleichzeitig als Tanzfläche diente. Dadurch war die Sicht auf die Tänzer in der Ellinger Schulturnhalle deutlich besser als in den vergangenen Jahren. Bevor Bürgermeister Walter Hasl seinen Rathausschlüssel abgab, stellte sich das Kinderprinzenpaar Elena (Pauler) I. und Niklas (Ihrke) I. mit einem humorvollen Lied kurz vor. Unterstützt werden die jungen Regenten von Kindertill Ronja Schwing – der Tochter von Elke Schwing, die als „großer” Till auf der Bühne saß.

 

Abspaltungsgedanken

Hasl nutzte die Gelegenheit, um ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern und erzählte beispielsweise von dem Brief, den er von den Bewohnern der Neuen Gasse am 1. April erhalten hat. Darin baten diese, als eigenständige „Separatistische autonome Republik Neue Gasse” mit der Währung „Gasser” (kompatibel zum Euro) anerkannt zu werden. Hasl antwortete schriftlich mit seinem bekannt trockenem Humor. Er habe das Schreiben auf den Dienstweg gebracht, und wenn die übergeordneten Behörden dem Ansinnen an irgendeinem 1. April der nächsten Jahre nachkommen sollten, müsse man eben noch über die Ablösesumme verhandeln. Die neuen Ellinger Regenten kündigten indes in ihrer „Agenda 2005” an, in der Deutschordensstadt eine Kochhochschule (Uwe Ellinger ist im bürgerlichen Leben Chefkoch, seine Frau Konditormeisterin im Strandhotel Seehof in Langlau) schaffen zu wollen. Das Angebot solle von „Stricken für Zicken” über „Dönern für Anfänger” bis zu den „Lach- und Sachgeschichten mit Walter Hasl” mit dem Titel „Wie kommt das Nüsschen in das Küsschen?” (in Anspielung auf „Hasl-Nüsse”) reichen. Die Kindergarde unter Leitung von Petra Petscher und Michaela Wagner bewies, dass bei den Ellinger Karnevalisten die Nachwuchsarbeit einen hohen Stellenwert genießt. Die Prinzengarde (Trainerin: Katharina Magg) erhielt für ihre flotten Synchron-Schrittfolgen ebenso verdientermaßen reichlich Beifall, wie die erstmals ins Programm aufgenommenen Tanzmariechen Marie und Anna-Lena Schmidt (Training: Michaela Wagner und Petra Petscher). Der Jugendschautanz (Michaela Zeiner, Andrea Riedl und Siggi Stöbich jun.) setzte Peter Maffeys „Tabaluga und Lilli” gekonnt in Szene – mit Ameisen, Bienen, dem Baum des Lebens usw. Margit Wild hatte hierfür wieder einmal liebevoll Kostüme entworfen. Beim Frauenschautanz drehte sich alles ums Thema „Blond”: Ob Jakob-Sisters, „Bezaubernde Jeannie”, „Frau Antje” oder „Miss Piggy”, die Damen trotzten den abgenutzten Blondinenwitzen tänzerisch (Trainerinnen Renate Hönning und Simone Feuchtenberger) und optisch (Kos-tüme: Margit Wild) neue witzige Facetten ab.

 

Von der CSU zur KSU

Den tänzerischen Schlusspunkt setzten natürlich auch diesmal die Männer des Elferrates, die unter der Regie von Monika und Rebecca Weck „Asterix und Kleopatra” zum Leben erwachen ließen. Freilich stand hierbei weniger die grazile Bewegung als die humorvolle Umsetzung des Themas im Mittelpunkt. Die von Petra Ihrke verfasste Jugendbütt mit Claudia Wagner, Hannah Feuchtenberger und Jessica Morgott setzte sich mit der Pisa-Studie und dem deutschen Schulsystem auseinander. Da wurde im Zuge der Rechtschreibreform aus der CSU schon mal die KSU, was als Abkürzung für „König Stoibers Untertanen” stand. „Wilma und Luise” alias Armin Fischer und Stefan Zeiner trafen sich diesmal im Arbeitsamt, weil sie eine „Wir-AG” für einen „Rent-a-Klofrau”-Service gründen wollten: „Wilma und Luises Reste-Rampe – ob feucht, ob fest, gebt uns den Rest”. Auch wenn der eine oder andere Gag schon einmal von „Wilma und Luises” Vorbildern „Waltraud und Mariechen” zu hören war, überzeugten Fischer und Zeiner mit ihrer witzigen Vorstellung und hatten die Lacher auf ihrer Seite. Die Orden, die die KaGe reichlich unter den Besuchern in der bis auf den letzten Platz gefüllten Schulturnhalle verteilte, zeigten passend zum Prinzenpaar jeweils einen närrischen Koch. Motto: „Es ist angerichtet”. Natürlich konnten auch die Ellinger Karnevalisten das dieser Tage alles bestimmende Thema der Flutkatastrophe in Südostasien bei allem Spaß nicht außen vor lassen. Präsident Alexander Höhn, der gekonnt durch das Programm führte, kündigte zu Beginn an, dass die KaGe von allen verkauften Eintrittskarten dieser Session je einen Euro für eine Einrichtung spenden wird, die sich um Kinder und Jugendliche in der Krisenregion kümmert. Karten gibt es übrigens noch für die Bälle in Hilpoltstein (29. Januar) und für den Seenlandfasching in Gunzenhausen (5. Februar).

 

Quelle: Weißenburger Tagblatt